Hartmut Handt - eine persönliche Würdigung von Horst Krüger

Der Bundeswart im Christlichen Sängerbund hatte die Aufgabe, die Kontakte zu den Obleuten der Chöre und Kreise zu pflegen, wie es in den Statuten hieß. Fragen und Probleme der Chöre, auch mit den Gemeinden und den Gemeindepastoren, konnte er als Pastor auf Augenhöhe ansprechen. Hartmut Handt reiste viel, weil er wusste, dass das Gespräch mit den Verantwortlichen wichtig war. Es war die Zeit, in der die Chöre Terrain an Bands verloren. Es war die Zeit, in der die Vormachtstellung der Chöre in den Gemeinden bröckelte. Und es war die Zeit, in denen die Pastoren der Dominanz des Chores in der Gemeinde kritisch begegneten. Und deshalb musste hier viel über das Gotteslob und die Aufgabe des Chores in der Gemeinde bewusst gemacht werden. Grundlegende Gedanken zu Gottesdienst und Gotteslob waren nötig.

Was seiner Meinung nach beim CS nötig war, ging Hartmut Handt an und suchte sich Mitstreiter. Die Jugendchorbewegung des CS wäre ohne seine intensiven Kontakte zu den Jugendlichen nicht möglich gewesen. Vieles basierte auf persönlichen Kontakten. Als Gemeindepastor wusste er, wie Menschen für eine Aufgabe zu gewinnen waren, als Mann des Wortes suchte er in Ergänzung die Zusammenarbeit mit den Musikern und als Liturgiker wusste er, wie man Programme formt.

Seine Impulse waren für die Entwicklung des CS wesentlich. Er war es, der Anfang der 80er Jahre die Notwendigkeit sah, Jugendchorliteratur anzubieten, die dann unter dem Namen ninive, den allerdings Paul Ernst Ruppel gebar, als Jugendchorarbeit des CS Anfang der 80er Jahre begann.

Nicht alles war so erfolgreich. Er erkannte früh, dass der CS eine Kindersingarbeit brauchte, wenn es auch in Zukunft Sängerinnen und Sänger für die Chorarbeit geben sollte, weil das Singen in der Gesellschaft und in den Familien abnahm. Aber bei den Strukturen der Kinderarbeit in den Gemeinden gelang das nicht, auch wenn er viele Familien- und Kinderfreizeiten durchführte oder organisierte.

Aber Hartmut Handt war nicht nur Bundeswart. Er war auch Musiker und Chorleiter. Er fuhr zu Chören und hielt Singfreizeiten. Gerne hat er seine musikalischen Fähigkeiten unter den Scheffel gestellt: „Er sei ja nur(!) Laie.“ Immerhin konnte er auf dieser Ebene mit den Laienchorleitern im Lande diskutieren. Damit war er einer von ihnen.

Chöre, die ihn einluden, erfuhren immer viel über Texte und Autoren. Viele der lebenden Autoren kannte er persönlich. Und die Chöre luden ihn auch gerne ein, weil der Chor bei Abschlüssen nicht nur – wie üblich – einen Großteil des Gottesdienstprogramms übernahm, sondern Hartmut auch die Predigt hielt. 

Chorleiter diskutierten damals gern über Texte. Es ging um Textverständlichkeit, Theologie und Sprache. Neue Texte standen bei vielen unter kritischer Beobachtung. Verstehe ich ihn, deckt er sich mit meiner Frömmigkeit? Die Aussage des Chores war ja Verkündigung! Und die deutsche Sprache meinte jeder zu beherrschen. Die Liedtexte sollten nicht nur verständlich sein, sie mussten theologisch richtig sein. Und jeder Text sollte möglichst einen neuen Gedanken formulieren. Aber was ist ein guter neuer Text? Was ist gute geistliche Lyrik? Was ist originell oder was ist gestelzt, was unverständlich oder sogar falsch? Hartmut Handt sah seine Aufgabe nicht nur darin, bei Texten mit gutem Beispiel voranzugehen, die Latte hoch zu legen; er vermittelte sein Wissen und setzte Qualitätsmaßstäbe.

Am höchsten waren seine Ansprüche bei seinen eigenen Texten. Wir haben viel über Theologie und Sprache gesprochen. Ich habe viel von ihm gelernt – nicht nur in den Liederausschusssitzungen, die besonders interessant waren.

Seit wir Arbeitskollegen wurden, sind wir Freunde. Ohne den CS hätte ich Hartmut Handt vielleicht nie kennen gelernt. Ich habe ihn bei der Arbeit schätzen gelernt. Sein Anspruch an hohe Qualität war immer auch für mich Ansporn.

Lieber Hartmut, danke für viele Jahre gemeinsame Arbeit, für gute Gespräche und für Deine Freundschaft,

Dein Horst

 

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