Arnim Juhre, Foto (c) Gruppe TAKT

"Sing nicht so schnell dein Glaubenslied"

Zum Tod des Liederdichters Arnim Juhre

„Sing nicht so schnell dein Glaubenslied, sing nicht so laut, so grell“ – es gibt vielleicht keine andere Textzeile, die das Anliegen des Liederdichters Arnim Juhre für das Singen in Gemeinden deutlicher zum Ausdruck bringt wie der Anfang dieses Liedes, das in einer Vertonung von Paul Ernst Ruppel auch im Verlag Singende Gemeinde erschienen ist. Am 28. September ist Arnim Juhre im Alter von 89 Jahren in Wuppertal gestorben.

Geboren 1925 in Berlin, haben ihn seine beruflichen Stationen in verschiedene Städte geführt: Von 1962 bis 1969 arbeitete er als Autor und Redakteur beim Evangelischen Rundfunkdienst in Berlin, von 1969 bis 1975 als Verlagslektor in Wuppertal. Von 1976 bis 1977 war er verantwortlicher Redakteur beim Evangelischen Wochenblatt „Sontagsgruß“ in Saarbrücken. Es folgte ab 1977 eine Tätigkeit als Verlagslektor und von 1982 bis 1990 als Literaturredakteur beim Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt. In seinem Ruhestand kehrte er nach Wuppertal zurück.

Hochsensibel für gesellschaftliche und politische Veränderungen, für die Bewahrung der Schöpfung und für die Gefährdung des Friedens in vielen Teilen der Welt, stellte er mit seinen Liedtexten, die in großer Zahl vertont wurden, eher Fragen als dass er leichte Antworten zu geben versuchte. Wer ihm persönlich begegnete, erlebte ihn als einen aufmerksamen Zuhörer, der beharrlich nachforschen, Zweifel formulieren, mitunter auch scharfe Kritik üben konnte. Immer aber bewahrte er im Gespräch Respekt und Achtung vor der Meinung und Persönlichkeit seines Gegenübers.  

Auch der Austausch um Texte für das gemeinsame Singen in Gemeinden war ihm ein Herzensanliegen. Über 30 Jahre lang gehörte er zum festen Kern der Textautor/-innen- und Komponist/-innen-Tagung, die sich heute unter dem Namen TAKT trifft. Viele seiner Lieder sind in diesem Kreis entstanden, noch mehr Entwürfe und Gedanken dazu hier diskutiert worden. Eine Bibliografie zu seinen Werken wie zu Vertonungen seiner Gedichte, die 2005 anlässlich seines 80. Geburtstages erstellt wurde (unter ISBN 3-938500-03-4 beim Strube-Verlag erschienen), zählte damals rund 270 Musikwerke zu seinen Texten. Es werden heute weit über 300 sein!

Beim Verlag Singende Gemeinde ist er mit Liedern wie „Das Lied von der verborgenen Stadt“, „Glaube den Glauben“, „Das ganze Erdenrund ist mein, spricht Gott“ ,  mit dem ebenfalls von P.E. Ruppel vertonten „Was tun wir hier auf diesem Stern“, mit dem Weihnachtslied „Geburt im Stall“ und dem schon erwähnten „Sing nicht so schnell dein Glaubenslied“ vertreten. Durch viele Gesangbuchausgaben bekannt ist auch das „Manchmal kennen wir Gottes Willen“, bei dem er den Text des Schweizer Dichters Kurt Marti um eine 4. Strophe ergänzt hat: „Manchmal wirken wir Gottes Frieden, manchmal wirken wir nichts“. Das Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche enthält neben diesem auch noch eine Vertonung seines Textes „Zu Ostern in Jerusalem“ und „Auf den vielen Lebenswegen“.

„Den Frieden wirken“ – für Arnim Juhre blieb das ein Lebensthema bis zum Schluss. In dem von seinem Freund Lothar Graap vertonten „Geburt im Stall“ schickt er einen Hirten auf Reisen, damit er der Botschaft von der Geburt im Stall auf die Spur kommen möge. Am Ende heißt es über das, was der Hirte dabei erfahren kann: „Nun hofft auch er, daß Frieden / auf Erden möglich ist, / Gott hat sich schon entschieden / in diesem Jesus Christ.“

Juhres Texte, die den Menschen davor bewahren, Dinge allzu schnell für wahr zu halten und vermeintliche Erkenntnisse und Sicherheiten „großmäulig“ zur Schau zu stellen, achten und befragen bei aller Deutlichkeit  immer die Grenzen der menschlicher Machbarkeit, besingen mehr das Hoffen als die Gewissheit, lassen beim Glauben auch die Zweifel zu Wort kommen . So wird uns seine Stimme in den Liedern weiter daran erinnern, unsere Glaubenslieder mit Bedacht zu singen – nicht zu laut, nicht zu grell.

Susanne Brandt

 

Zum Weiterlesen: ein Interview mit Arnim Juhre zu seinem Liedschaffen.

 

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