Man kennt sich - in Braunfels

Ein Erstteilnehmer berichtet von der CS-Singefreizeit in »Haus Höhenblick« vom 23.- 29.04.2012 unter Leitung von Dr. Bernhard Lorenz:

Es ist kurz vor 18 Uhr. Im Foyer des Hauses begrüßen sich bereits die »alten Hasen« – man kennt sich halt. Einige jüngere Semester sind via Internet auf diese Veranstaltung aufmerksam geworden. Welch ein moderner Zugang zu unseren CS-Singefreizeiten! Die 36 SängerInnen (Jahrgänge zwischen 1919 und 1973) kommen aus einem Bereich zwischen Oldenburg und Backnang (Nord-Süd) sowie Solingen und Berlin bzw. Eberswalde (West-Ost).

Danach die Vorstellungsrunde sowie die erste Singe-Session im Gottesdienst-Saal des Hauses. Der erste Eindruck überrascht bereits: Singefreudige Chorleute haben sich eingefunden und Bernd (Dirigent, Pianist, Sänger und Freizeitleiter) kann in den nächsten sechs Tagen daraus tatsächlich eine stimmlich ausgewogene Chorgemeinschaft formen.

Das allmorgendliche Ritual: Pünktlich begibt sich die Sängerschar – beinahe lautlos - zu ihren jeweiligen Tischen und bleibt zunächst stehen, der Chorleiter verliest einen Bibelvers und anschließend wird ein Morgenlied gesungen. Eine tolle Übung, trägt sie doch zur inneren Sammlung unserer Gedanken und Sinne bei.

Zum Abschluss der abendlichen Singe-Runden gibt es jeweils eine besondere musikalische Überraschung: Von der Seiten-Empore des Saales ertönen - gleichsam »vom höheren Chor« aus - gedämpfte Orgelklänge, einfühlsam vorgetragen von einem Teilnehmer unserer Gruppe. Welch ein Balsam für die Seele!

Zu jeder Freizeit gehört ein komplett sortierter »Büchertisch«. Er wird von einer engagierten Sängerin - beinahe diskret - betreut. Das Geschäft boomt; CDs und andere Verlagsprodukte müssen von Wuppertal nachgeordert werden; der Umsatz ist bemerkenswert. Ein gelungenes »Geschäftsmodell«!

Die freien-Nachmittage werden individuell genutzt: Spaziergänge, Erkundungen, … Des Abends finden sich durstige Sänger-Kehlen und -Kehlinnen in der Weinstube des Hauses oder im Biergarten wieder.

Zu einem Höhepunkt wird der gesellige Abend. Die Küche des Hauses bereitet uns ein opulentes Festmahl. Ein Flügel steht bereit; es wird gesungen und musiziert. Die Beiträge der gut aufgelegten Freizeit-Singetruppe folgen Schlag auf Schlag. Der 92jährige Senior trägt - kerzengerade stehend und auswendig deklamierend - professionell Goethes Gedicht »Der Sänger« vor; die ganze Gruppe ist eingebunden bei dem Rate-Spiel »Verrückte Filmgeschichten«; »alte Socken« kommen in einem Sketch zu neuen Ehren; halsbrecherische Wortverdrehungen werden in Reimform zum Besten gegeben, dazwischen Volksliedweisen und ein Bayern-Quiz; eine Teilnehmerin trägt ein Gedicht vor - schnurstracks erhebt sich eine andere und liefert eine Melodie dazu… Indes - unbestrittener Höhepunkt ist der Auftritt eines sehbehinderten Piloten in voller Montur mit aufgesetzter Pilotenbrille, der eine grandiose »Freizeit-Jumbo-Flieger«-Moritat von 40 Versen darstellerisch vorträgt, die in eine gereimte Laudatio für unseren Dirigenten einmündet:

»Bernhard, du stehst jetzt hier bei mir. 
Nimm dies als kleinen Dank dafür, 
dass du energisch, unermüdlich, 
kurz aufbrausend, dann wieder friedlich 
durch diese Woche hast geführt. 
Dir unser aller Dank gebührt.«

Geistlicher Höhepunkt ist unsere Mitwirkung im Gottesdienst der Methodisten-Gemeinde. Teilnehmer sagten uns, dass sie diesen Gottesdienst gleichsam als ein evangelistisches Chorkonzert empfunden haben.

Waldemar Blüthgen / Fotos: Klaus Meininger

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