Wenn die innere Saite mitschwingt

Es gibt Konzerte, da ist alles perfekt, und dennoch berühren sie nicht. Und dann gibt es welche, die sind weniger perfekt, da sitzt mal ein Ton nicht oder ein Sänger lässt sich in seiner Begeisterung so mitreißen, dass er die anderen übertönt, ein Kind im Publikum gibt lautstark seine Meinung zum Besten … und gerade da springt etwas über, Herz und Seele sind bewegt, und alle gehen glücklich nach Hause.

Ein solches Konzert konnten wir während unseres Ostseeurlaubs erleben: Am 22. Juli 2014 gab der Grömitzer Nicolaichor unter Leitung seines Kantors Martin Sellke eine Abendmusik. Während sich die kleine Kirche füllte (bei 120 ZuhörerInnen, darunter viele Kinder, hörten wir auf zu zählen, weil es unübersichtlich wurde), freuten wir uns an dem Bild, das der Chor abgab. Die Chorkleidung ist einheitlich (rot und schwarz) und doch individuell mit den verschiedenen Rottönen und darin, welches Kleidungsstück in welcher Farbe gewählt wurde. So wie die Kleidung den Einzelnen gerecht wird, wird auch auf die Bedürfnisse der Singenden geachtet; ob ein Sänger seinem Nachbarn bei der Notenwahl unauffällig hilft oder eine, die wohl nicht gut stehen kann, selbstverständlich sitzend integriert wird: harmonisch fügten sich die sechs Männer und 18 Frauen zu einer Gemeinschaft.

Zehn Chorsätze musizierte der Chor, begleitet von Martin Sellke am Keyboard und bei einigen Stücken von Petra Kruse mit der Querflöte. Martin führte durchs Programm und zu den Liedern hin, ab und an wurden die Zuhörenden einbezogen und durften mitsingen. Und allmählich baute sich eine ganz eigene, beglückende Stimmung auf. Wir sahen, wie begeistert viele sangen, wie sie – vor allem bei »Bis an das Ende der Zeit« – mit ihrer Seele dabei waren, und das berührte uns tief, mehr als manche noch so perfekte Musik, bei der die innere Saite nicht zu schwingen beginnt.

Wie am Schlussapplaus deutlich wurde – natürlich erklatschten wir auch Zugaben –, empfanden das nicht nur wir so, mit beinahe leuchtenden Gesichtern verließen viele der Zuhörenden beglückt die Kirche, und selbst jetzt in der Erinnerung fühlt es sich einfach gut an. Danke für diese wunderschöne Erfahrung und viele Grüße nach Grömitz von Almut und Alrike Nitzsche, Heidrun Salisch und Reinhart Unger

(Fotos: Heidrun Salisch/Almut Nitzsche)

Programm

  1. Dies ist die Weise, wie Gott naht
  2. Ich glaube
  3. Solange
  4. Da wohnt ein Sehnen tief in uns
  5. Bis an das Ende der Zeit
  6. Gott nahe zu sein ist mein Glück
  7. Wenn Glaube bei uns einzieht
  8. Gott mag segnen
  9. Frieden lasse ich euch
  10. Wie ein Wind, der leise weht
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